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Commodus / Herakles (Farnese?) / Telephos
Asia, Mysia / Pergamum 180-191 n. Chr.
41 mm, AE 34,93 g [Bronze,
12
Stempelposition:
Die Zahlen 1-12 beschreiben mit
dem Zifferblatt einer Uhr, wie die
Bilder von Rs und Vs zueinander
stehen. Bei 12 stehen Vs und Rs
oben, wenn die Münze um ihre
senkrechte Achse gedreht wird.
6 zeigt an, daß die umgedrehte
Münze auf dem Kopf steht usw.
, ss
Erhaltungsgrade:
FDC | Fleur de coin (Stempelglanz) |
vzgl | vorzüglich |
ss | sehr schön |
s | schön |
+ | = mit Tendenz zum höheren Grad |
f. | = fast (f.ss = „fast sehr schön“) |
]
Inv.-Nr. Mü 635
[Druckansicht]
Vs: ΑΥΤΟ ΚΑΙ M AΥΡΗ ΚΟ[ΜΜΟΔΟC]; drapierte und gepanzerte Büste des Commodus mit Lorbeerkranz nach rechts
Rs: Ε? Ι ΣΤΡ ΜΑΙ ΓΛΥΚ[Ω??ΙΑ??ΟΥ] ? ΕΡΓΑΜΗ??[Ω??] ??ΕΟΚΟ[ΡΩ?? Β]; nackter Herkules steht nach rechts, stützt Keule mit Löwenfell auf Felsen, dahinter Baum. Auf Felsen säugt die Hirschkuh den Knaben Telephos, darüber Adler mit ausgebreiteten Flügeln.
Das Standmotiv des Herakles gleicht früheren und gleichzeitigen Prägungen. Da das Bildfeld jedoch nur knapp zur Hälfte zur Verfügung steht, ist die Herakles-Figur nicht pyramidal komponiert, sondern aufrecht stehend. Nur der Oberkörper ist leicht nach vorne geneigt. Die Rechte ist hinter den Rücken gelegt, Hesperidenäpfel sind nicht sichtbar. Daß Herakles sich auf die Keule stützt ist von Stempelschneider geschickt dargestellt. Die kurze Keule ruht auf einem hohen Felsmassiv, das Herakles bis übers Knie reicht und etwa ein Viertel der Bildfläche füllt. Die Linke ruht auf der Keule, vom Löwenfell sind herabhängende Falten sichtbar, vielleicht als Schwanz oder Pfoten zu deuten.
Im Rahmen seiner Unterscheidung von drei Typen des ausruhenden Herakles des Bildhauers Lysipp ordnet Moreneo (1995, 250 Nr. 4.36.9.) ein Medaillon des Commodus unter die Belege für den Typus 'Farnese'. Die von Moreno genannten Unterschiede zwischen den von ihm erschlossenen Typen sind diesem wie anderen Münzbildern jedoch nicht überzeugend zu entnehmen (vgl. zu Mü 681 und Mü 711). Das Motiv des ausruhenden Herakles wurde hier erweitert und in die pergamenische Gründungssage integriert. Das Thema des Münzbildes ist u.a. auch in der bekannten Platte des Telephosfrieses von Pergamon (H. Heres in: LIMC VII [1994] Nr. 1.* Pl. 12 s.v. Telephos) und in dem Wandbild aus der Basilika von Herculaneum (M. Strauss in: LIMC a.a.O. Nr. 19. s.v. Telephos) überliefert. Zu den Münzbildern vgl. Strauss a.a.O. Nr. 22.* und S. 869 Kommentar. Nicht im LIMC: Bronzespiegel Auktionskatalog Fortuna New York (2001) Nr. 44.
Zu gleichzeitigen Medaillons des Commodus vgl. Mü 681. Herakles mit Telephos: O. Palagia in: LIMC IV (1988) Nr. 349.* s.v. Herakles (AE Tarsos/Cilicia, Maximinus).
Zum Prägeort vgl. Bechert 1999, 89ff.; W. Eder in: DNP 9 (2000) 560f. s.v. Pergamon; Schwertheim 2005, 104ff.
Literatur
Vs stempelgleich mit SNG von Aulock Nr. 1408; Hamborg 1997, 33 Abb. 29-30; S. 149 Kat.Nr. 23.
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